Über 142 Jahre Lahnsteiner Altertumsverein – Ein Blick in die Vereinsgeschichte

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Ein kurzer Überblick über die facettenreiche Geschichte des Lahnsteiner Altertumsvereins.

Ein jeder Lahnsteiner muß doch seine Freude daran haben, die Geschichte seiner Vaterstadt und seines engeren Vaterlandes zu kennen, und muß stolz darauf sein, wenn er selbst etwas dazu beigetragen hat, mehr Licht in die dunkle Vergangenheit zu bringen...“

So schreibt das Lahnsteiner Tageblatt anlässlich einer Versammlung Oberlahnsteiner Mitglieder des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, die im März 1880 beschlossen, einen Lokalverein zu gründen.

Eigene Vereinszeitschrift „Rhenus“ herausgebracht

Treibende Kräfte waren der Reallehrer Georg Zülch vom Gymnasium Oberlahnstein und Kaplan Josef Hellbach von der kath. Kirchengemeinde St. Martin. An Pfingsten 1881 veranstaltete der bereits 140 Mitglieder starke Verein eine historische und volkskundliche Ausstellung mit über 1000 Gegenständen, die auf überregionales Interesse stieß. Mit dem ‚Rhenus‘ gab der Verein von 1883 bis 1887 eine viel beachtete historische Zeitschrift heraus.

Die Sammlung des Vereins wuchs immer stärker an, weshalb ein eigener Raum angemietet wurde. 1895 übernahm Gymnasiallehrer Prof. Robert Bodewig den Vorsitz. Er war zugleich Streckenkommissar für den Limesabschnitt Rheinbreitbach bis Bad Schwalbach. Unter anderem entdeckte er eine keltische Siedlung zwischen Oberlahnstein und Braubach, leitete deren Ausgrabung und publizierte die Beschreibung. Aus seinen Funden baute er zusammen mit den vorhandenen Stücken eine systematische Sammlung auf.

Forschungen bildeten Grundstock für Bodewigmuseum

Bodewig führte den Verein zu einer solchen Blüte, dass 1914 das zu zwei Dritteln privat finanzierte „Heimatmuseum für Oberlahnstein und den Kreis St. Goarshausen“ eröffnet werden konnte. Zu der benötigten Bausumme steuerten Kreis und Stadt je 10.000 Mark bei.

Den größten Teil brachten die Mitglieder des Vereins durch freiwillige Beiträge auf. Der im Herbst 1912 begonnene Bau wurde im Frühjahr 1914 vollendet. Die Eröffnung des Museums, die auf den 2. August festgesetzt war, geschah infolge des Beginns des 1. Weltkrieges in aller Stille.

Nach dem Tod R. Bodewigs († 1923) folgten ihm die Kollegen des Gymnasiums in der Leitung des Museums. Im Jahre 1930 beging der Altertumsverein festlich sein 50-jähriges Bestehen. Die Festschrift zeugt von einem regen Vereinsleben und einer guten Akzeptanz des Museums in der Öffentlichkeit. Altertumsverein und Museum bestanden bis 1945.

Kriegsbedingtes Erliegen der Aktivitäten

Gegen Kriegsende erhielt das Gebäude einen Granattreffer im Sockel, dem auch sämtliche Fensterscheiben zum Opfer fielen. Bevor die Exponate auf die Festung Ehrenbreitstein in Sicherheit gebracht werden konnten, wurden zahlreiche Museumsstücke von Unbekannten entwendet. Nach Kriegsende waren Museum und Verein ohne Führung, sodass das Vereinsleben ruhte und das Museumsgebäude vermietet wurde.

Streben nach alter Blüte unter Dr. Fritz Nohr und Hans G. Kuhn

Im Jahr 1984 wurde der Verein durch die Initiative von Dr. Fritz Nohr wiederbelebt, ins Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt. Unter ihm fanden zahlreiche Fotoausstellungen zu verschiedenen Lahnsteiner Themen sowie historische Vorträge statt. Nach seinem Tod übernahm Wolfgang David den Verein. Im Mittelpunkt standen gut besuchte Vorträge und Exkursionen sowie Stammtische.

Im Jahr 2000 übernahm Hans G. Kuhn die Leitung des Vereins. Zahlreiche Vorträge mit thematischen Schwerpunkten und dazu passende, meist mehrtägige Exkursionen führten zu einem enormen Anstieg der Mitgliederzahlen. Kuhn forschte auch selbst und konnte in seiner Amtszeit die Schriften Robert Bodewigs und eine wissenschaftliche Untersuchung zu den jüdischen Spuren in Lahnstein herausbringen. Auch erfolgten auf dem Lahnsteiner Feldberg mit Unterstützung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Ausgrabungen eines Gehöfts aus der Römerzeit. Ein Höhepunkt war 2005 die 125-Jahrfeier des Vereins mit der Ausgabe einer viel beachteten Festschrift.

Geschichtsvorträge und Exkursionen stehen im Mittelpunkt

2018 übernahm Dr. Hubertus Seibert den Verein, der zurzeit rund 70 Mitglieder hat. Vorträge und Exkursionen mit halbjährlich wechselndem Schwerpunkt werden vom Vorstand organisiert und durchgeführt.

2022 standen Kurmainz und Kurtrier im Mittelpunkt, denn Ober- und Niederlahnstein gehörten bis 1803 unterschiedlichen Kurstaaten an. Auch nach 140 Jahren stehen die „Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Stadt Lahnstein und ihrer Landschaft“ sowie die „Pflege von Kunst und Kulturgütern“ in der Satzung des Vereins.

In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lahnstein will der Verein helfen, „die kulturelle Identität der Menschen an Rhein und Lahn zu bewahren und zu fördern“.

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