Lebenswelten religiöser Frauen in mittelrheinischen Städten am Beispiel von Koblenz

Lebenswelten religiöser Frauen in mittelrheinischen Städten am Beispiel von Koblenz

Dr. Sigrid Wegner referierte über geistliche und weltliche Vernetzung im Spätmittelalter

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Oberlahnsteiner Stadtjubiläum war Dr. Sigrid Wegner beim Lahnsteiner Altertumsverein zu Gast. Bereits in ihrer Promotion hat sich die Referentin mit den Lebenswelten religiöser Frauen in mittelalterlichen Städten am Beispiel von Koblenz befasst. In ihrem Vortrag stellte sie die Situation dieser Frauen im Spätmittelalter (1250-1500) vor und zeigte anschaulich, wie diese lebten und wie weltliches und geistliches Leben miteinander vernetzt waren.

In Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche trat in der Zeit des 13. bis 15. Jahrhunderts ein grundlegender Wandel ein. Mit den Städten entstand das Bürgertum, es entwickelten sich Geldwirtschaft und Schriftlichkeit, und es entstanden die Bettelorden.

Eine Gruppe von Frauen, die aus der Frömmigkeitsbewegung des Hochmittelalters hervorgegangen ist, sind die Beginen. Ihr Leben ist geprägt durch eine intensive Frömmigkeitspraxis. Im Gegensatz zu Nonnen haben sie kein Gelübde abgelegt und lebten außerhalb des Klosters in Höfen und Konventen. Sie waren nicht verheiratet oder bereits Witwen und wollten sich selbst entfalten. Sie lebten allein, zu zweit oder in Kleinstgemeinschaften. Beginen genossen einen größeren Handlungsspielraum als die Nonnen, durften sich frei bewegen, über ihr eigenes Denken verfügen und auch vor Gericht agieren. Auch außerhalb der Pfarrkirche durften sie die heilige Kommunion empfangen. Sie waren eng vernetzt mit Gebildeten. Gute Kontakte unterhielten sie zu den Dominikanern, deren gelehrte Ausbildung sie schätzten. Frau Wegner konnte in ihren Forschungen für den Berichtszeitraum 130 Beginen im Raum zwischen Cochem – Kettig – (Kloster) Beselich und Kamp/Rhein namentlich erfassen. Als Beispiel nannte Dr. Wegner die Begine Adelheid von Dausenau, die aus Mülheim-Kärlich stammte und in Koblenz lebte. Ihr Wirken ist von 1344 bis 1355 urkundlich nachgewiesen. Ihren Besitz hatte sie einem Orden verschenkt, sich aber das lebenslange Nutznießrecht einräumen lassen. Auch in (Nieder-)Lahnstein ist im 14. Jahrhundert eine Begine in der Straße des Johannes von Lahnstein urkundlich nachgewiesen.

Im Allgemeinen richteten Beginen ihr Leben am Armuts- und Bußideal in der Nachfolge Jesu Christi aus und verrichteten vor allem karitative Tätigkeiten für Kranke, Arme und Sterbende. Die Referentin verdeutlichte, dass das Mittelalter nicht die Strenge kannte, der sich religiöse Laiengemeinschaften im 19. und frühen 20. Jahrhundert unterwarfen.

Eine andere Gruppe religiöser Frauen, die die Referentin vorstellte, waren Einsiedlerinnen, genannt Klausnerinnen. In Koblenz konnte Frau Dr. Wegner zwei Standorte von Klausen nachweisen.

Als Fazit schloss die Referentin, dass die Frauen im Spätmittelalter verschiedene Möglichkeiten hatten, ein frommes Leben jenseits des Klosters zu führen. Wenn es auch keinen Beginenhof in Koblenz gab, so waren sie doch recht zahlreich in der Region vertreten.

Weitere Beiträge